Freie Texterin und Autorin

MELANIE

WILDT

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08.04.2024

Lesedauer 5 min

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Gemischte Herrensauna – eine Anekdote

Gemischte Herrensauna 

Hier der Teaser auf Instagram

In der Sauna ist das Licht aus. Aber sie läuft, das sehe ich an der sich vor der Tür befindlichen Latschenauswahl: Drei Paar, alle dunkelblau, alle mindestens Größe 43. Na Mahlzeit, denke ich und geselle meine Schlappen dazu. Da jetzt reinzugehen kostet Überwindung, nicht reinzugehen kostet mich ein Stück Freiheit. Als ich die Glastür öffne, peitscht mir feuchte Hitze, der Geruch von Gletschereisbonbons und die düstere Gewissheit entgegen, dass ich jetzt nackt und allein mit drei ebenfalls nackten Männern auf engstem Raum bin. „Wieso habtn ihr das Licht ausgemacht?“, trete ich betont klönschnackend der transpirierenden Herrenrunde bei, denn dass die spärliche Beleuchtungssituation heute auch nur einmal unkommentiert bleibt, sobald jemand den Raum betritt, widerspricht dem dörflichen Saunasmalltalkkodex, an den ich mich natürlich respektvoll halte. 

Drei Herren, einer lasziv, mit einem aufgestellten Bein und einem über dem Kopf liegenden Arm, und zwei in klassisch breitbeinig vorbeugter Blick nach unten Position, schauen zu mir und reden gleichzeitig. „Gemütlich, oder?“ „Das war schon so, ich schwöre.“ und „Komm rein, im Dunkeln ist gut munkeln“ erklingt der Saunakanon in betagter Redseligkeit. Des Gedankens daran, wie der Mann das mit dem Munkeln jetzt gemeint hat, entledige ich mich umgehend mit Umdrehen der Sanduhr. „Na dann verzieh' ich mich mal schnell in die dunkelste Ecke“, sage ich und bereue direkt, dem anzüglichen Munkelmann dadurch seinen Spruch legitimiert zu haben. Wollte gar nicht, eigentlich eher im Gegenteil. Aber einmal drin im Smalltalkland setzt offensichtlich auch bei mir jeglicher rhetorischer Wille aus. Immerhin sind den Anwesenden scheinbar abrupt die Plattitüden ausgegangen, sodass mir ein flotter Köpper aus der Unterhaltung gelingt. Ich steige auf die oberste von drei Stufen, wickle mich aus meinem Saunahandtuch und spüre, dass die Halbdunkelheit (durch die Glastür kommt ein bisschen Flurlicht rein) vor allem die Blicke meiner Gesellschaft, nicht aber das, was sie sehen, kaschiert: Meinen nackten Körper. Man sagt ja gern, Sauna ist ein entsexualisierter Raum. Von wem auch immer dieser Annahme stammt: es war sicher keine Frau, die allein mit drei älteren Männern in schummriger Feuchtigkeit verweilte. Ich lege mich hin und es ist erst einmal still. Einer der Männer, der etwa einen halben Meter entfernt in Richtung meiner Füße sitzt, sagt, nachdem ich mich schon längst ausgerichtet habe „Soll ich rücken?“ und ich verkneife mir zu sagen: Ja, raus. Mit der Sprache. Wo hast du gerade hingeguckt, du rüstiger Lüstling? 

„Neenee, das geht so, alles gut.“, sage ich durch meine aufgestellten Beine hindurch, denn da sitzt er nunmal. Mit jemandem über den eigenen entblößten Schritt hinweg plaudernd Nettigkeiten auszutauschen ist vermutlich immer ein bisschen sonderbar. Aber in dieser Situation, in der mein Entschluss, überhaupt in die Sauna reinzugehen, für mich ein emanzipatorischer Akt war, erscheint ebendieser Kommunikationsweg in besonders abwegig. Und doch gehen wir ihn, ich trotz allseitiger Textillosigkeit gefühlt deutlich nackter als er. Während ich mich endlich in meditative Teilnahmslosigkeit hülle, tauschen die Herren noch einige Worthülsen aus. 

Mit einem schnaubenden „So.“, klatscht sich der erste auf die nassen Oberschenkel und informiert die Gruppe so über seinen baldigen Abzug. „Jo, ich auch.“, sagt da der Laszive schon und richtet sich ächzend auf. Der Dritte sagt einatmend „Ja“ – und das tropfende Trio lässt mich schwach triumphierend in der feuchten Finsternis zurück. Und während sie den Raum, in dem die Lampen aus sind, verlassen, tappen sie doch, so scheint mir, vollkommen im Dunklen, dass da für mich gerade viel mehr ablief, als nur Schweiß, Sand und Smalltalk. 

Gemischte Herrensauna 

Hier der Teaser auf Instagram

In der Sauna ist das Licht aus. Aber sie läuft, das sehe ich an der sich vor der Tür befindlichen Latschenauswahl: Drei Paar, alle dunkelblau, alle mindestens Größe 43. Na Mahlzeit, denke ich und geselle meine Schlappen dazu. Da jetzt reinzugehen kostet Überwindung, nicht reinzugehen kostet mich ein Stück Freiheit. Als ich die Glastür öffne, peitscht mir feuchte Hitze, der Geruch von Gletschereisbonbons und die düstere Gewissheit entgegen, dass ich jetzt nackt und allein mit drei ebenfalls nackten Männern auf engstem Raum bin. „Wieso habtn ihr das Licht ausgemacht?“, trete ich betont klönschnackend der transpirierenden Herrenrunde bei, denn dass die spärliche Beleuchtungssituation heute auch nur einmal unkommentiert bleibt, sobald jemand den Raum betritt, widerspricht dem dörflichen Saunasmalltalkkodex, an den ich mich natürlich respektvoll halte. 

Drei Herren, einer lasziv, mit einem aufgestellten Bein und einem über dem Kopf liegenden Arm, und zwei in klassisch breitbeinig vorbeugter Blick nach unten Position, schauen zu mir und reden gleichzeitig. „Gemütlich, oder?“ „Das war schon so, ich schwöre.“ und „Komm rein, im Dunkeln ist gut munkeln“ erklingt der Saunakanon in betagter Redseligkeit. Des Gedankens daran, wie der Mann das mit dem Munkeln jetzt gemeint hat, entledige ich mich umgehend mit Umdrehen der Sanduhr. „Na dann verzieh' ich mich mal schnell in die dunkelste Ecke“, sage ich und bereue direkt, dem anzüglichen Munkelmann dadurch seinen Spruch legitimiert zu haben. Wollte gar nicht, eigentlich eher im Gegenteil. Aber einmal drin im Smalltalkland setzt offensichtlich auch bei mir jeglicher rhetorischer Wille aus. Immerhin sind den Anwesenden scheinbar abrupt die Plattitüden ausgegangen, sodass mir ein flotter Köpper aus der Unterhaltung gelingt. Ich steige auf die oberste von drei Stufen, wickle mich aus meinem Saunahandtuch und spüre, dass die Halbdunkelheit (durch die Glastür kommt ein bisschen Flurlicht rein) vor allem die Blicke meiner Gesellschaft, nicht aber das, was sie sehen, kaschiert: Meinen nackten Körper. Man sagt ja gern, Sauna ist ein entsexualisierter Raum. Von wem auch immer dieser Annahme stammt: es war sicher keine Frau, die allein mit drei älteren Männern in schummriger Feuchtigkeit verweilte. Ich lege mich hin und es ist erst einmal still. Einer der Männer, der etwa einen halben Meter entfernt in Richtung meiner Füße sitzt, sagt, nachdem ich mich schon längst ausgerichtet habe „Soll ich rücken?“ und ich verkneife mir zu sagen: Ja, raus. Mit der Sprache. Wo hast du gerade hingeguckt, du rüstiger Lüstling? 

„Neenee, das geht so, alles gut.“, sage ich durch meine aufgestellten Beine hindurch, denn da sitzt er nunmal. Mit jemandem über den eigenen entblößten Schritt hinweg plaudernd Nettigkeiten auszutauschen ist vermutlich immer ein bisschen sonderbar. Aber in dieser Situation, in der mein Entschluss, überhaupt in die Sauna reinzugehen, für mich ein emanzipatorischer Akt war, erscheint ebendieser Kommunikationsweg in besonders abwegig. Und doch gehen wir ihn, ich trotz allseitiger Textillosigkeit gefühlt deutlich nackter als er. Während ich mich endlich in meditative Teilnahmslosigkeit hülle, tauschen die Herren noch einige Worthülsen aus. 

Mit einem schnaubenden „So.“, klatscht sich der erste auf die nassen Oberschenkel und informiert die Gruppe so über seinen baldigen Abzug. „Jo, ich auch.“, sagt da der Laszive schon und richtet sich ächzend auf. Der Dritte sagt einatmend „Ja“ – und das tropfende Trio lässt mich schwach triumphierend in der feuchten Finsternis zurück. Und während sie den Raum, in dem die Lampen aus sind, verlassen, tappen sie doch, so scheint mir, vollkommen im Dunklen, dass da für mich gerade viel mehr ablief, als nur Schweiß, Sand und Smalltalk. 

Gemischte Herrensauna 

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In der Sauna ist das Licht aus. Aber sie läuft, das sehe ich an der sich vor der Tür befindlichen Latschenauswahl: Drei Paar, alle dunkelblau, alle mindestens Größe 43. Na Mahlzeit, denke ich und geselle meine Schlappen dazu. Da jetzt reinzugehen kostet Überwindung, nicht reinzugehen kostet mich ein Stück Freiheit. Als ich die Glastür öffne, peitscht mir feuchte Hitze, der Geruch von Gletschereisbonbons und die düstere Gewissheit entgegen, dass ich jetzt nackt und allein mit drei ebenfalls nackten Männern auf engstem Raum bin. „Wieso habtn ihr das Licht ausgemacht?“, trete ich betont klönschnackend der transpirierenden Herrenrunde bei, denn dass die spärliche Beleuchtungssituation heute auch nur einmal unkommentiert bleibt, sobald jemand den Raum betritt, widerspricht dem dörflichen Saunasmalltalkkodex, an den ich mich natürlich respektvoll halte. 

Drei Herren, einer lasziv, mit einem aufgestellten Bein und einem über dem Kopf liegenden Arm, und zwei in klassisch breitbeinig vorbeugter Blick nach unten Position, schauen zu mir und reden gleichzeitig. „Gemütlich, oder?“ „Das war schon so, ich schwöre.“ und „Komm rein, im Dunkeln ist gut munkeln“ erklingt der Saunakanon in betagter Redseligkeit. Des Gedankens daran, wie der Mann das mit dem Munkeln jetzt gemeint hat, entledige ich mich umgehend mit Umdrehen der Sanduhr. „Na dann verzieh' ich mich mal schnell in die dunkelste Ecke“, sage ich und bereue direkt, dem anzüglichen Munkelmann dadurch seinen Spruch legitimiert zu haben. Wollte gar nicht, eigentlich eher im Gegenteil. Aber einmal drin im Smalltalkland setzt offensichtlich auch bei mir jeglicher rhetorischer Wille aus. Immerhin sind den Anwesenden scheinbar abrupt die Plattitüden ausgegangen, sodass mir ein flotter Köpper aus der Unterhaltung gelingt. Ich steige auf die oberste von drei Stufen, wickle mich aus meinem Saunahandtuch und spüre, dass die Halbdunkelheit (durch die Glastür kommt ein bisschen Flurlicht rein) vor allem die Blicke meiner Gesellschaft, nicht aber das, was sie sehen, kaschiert: Meinen nackten Körper. Man sagt ja gern, Sauna ist ein entsexualisierter Raum. Von wem auch immer dieser Annahme stammt: es war sicher keine Frau, die allein mit drei älteren Männern in schummriger Feuchtigkeit verweilte. Ich lege mich hin und es ist erst einmal still. Einer der Männer, der etwa einen halben Meter entfernt in Richtung meiner Füße sitzt, sagt, nachdem ich mich schon längst ausgerichtet habe „Soll ich rücken?“ und ich verkneife mir zu sagen: Ja, raus. Mit der Sprache. Wo hast du gerade hingeguckt, du rüstiger Lüstling? 

„Neenee, das geht so, alles gut.“, sage ich durch meine aufgestellten Beine hindurch, denn da sitzt er nunmal. Mit jemandem über den eigenen entblößten Schritt hinweg plaudernd Nettigkeiten auszutauschen ist vermutlich immer ein bisschen sonderbar. Aber in dieser Situation, in der mein Entschluss, überhaupt in die Sauna reinzugehen, für mich ein emanzipatorischer Akt war, erscheint ebendieser Kommunikationsweg in besonders abwegig. Und doch gehen wir ihn, ich trotz allseitiger Textillosigkeit gefühlt deutlich nackter als er. Während ich mich endlich in meditative Teilnahmslosigkeit hülle, tauschen die Herren noch einige Worthülsen aus. 

Mit einem schnaubenden „So.“, klatscht sich der erste auf die nassen Oberschenkel und informiert die Gruppe so über seinen baldigen Abzug. „Jo, ich auch.“, sagt da der Laszive schon und richtet sich ächzend auf. Der Dritte sagt einatmend „Ja“ – und das tropfende Trio lässt mich schwach triumphierend in der feuchten Finsternis zurück. Und während sie den Raum, in dem die Lampen aus sind, verlassen, tappen sie doch, so scheint mir, vollkommen im Dunklen, dass da für mich gerade viel mehr ablief, als nur Schweiß, Sand und Smalltalk. 

Melanie Wildt / Freie Texterin und Autorin
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